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All IPCC definitions taken from Climate Change 2007: The Physical Science Basis. Working Group I Contribution to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, Annex I, Glossary, pp. 941-954. Cambridge University Press.

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Wissenschaftlicher Konsens - eine Erklärung

Vor kurzem haben wir einen sehr guten und detaillierten Artikel entdeckt, in dem erklärt wird, was einen wissenschaftlichen Konsens ausmacht. Dadurch haben wir bemerkt, dass wir zwar viele Artikel über den Konsens haben, aber leider bisher noch keinen, der erklärt, was ein wissenschaftlicher Konsens eigentlich ist und wie er zustande kommt. Mit diesem Artikel schließen wir diese Lücke. Die Abschnitte über den wissensbasierten Konsens basieren auf dem Skript zu Peter Jacobs Video in der ersten Woche unseres Onlinekurses Denial101x.


Einleitung

Wahrscheinlich haben Sie schon einmal erlebt, dass der Begriff "wissenschaftlicher Konsens" falsch verwendet oder missverstanden wurde. Menschen verwechseln ihn zum Beispiel oft mit Appellen an die Öffentlichkeit oder denken, er sei das Ergebnis von Diskussionen oder werde durch eine Abstimmung oder durch die Suche nach einem Kompromiss bestimmt. Aus diesem Grund werden oft Meinungsumfragen benutzt - selbst wenn diese von unqualifizierten Personen durchgeführt wurden - um zu behaupten, dass es für ein bestimmtes Thema keinen wissenschaftlichen Konsens gibt, auch wenn dies eindeutig der Fall ist.

Es ist wichtig zu wissen, dass ein wissenschaftlicher Konsens kein Beleg für eine wissenschaftliche Theorie ist, sondern das Ergebnis konvergierender Beweislinien, die alle auf dieselbe Schlussfolgerung hindeuten. Er ist also nicht Teil der wissenschaftlichen Methode, sondern eine Folge davon. Wenn Menschen gegen einen wissenschaftlichen Konsens argumentieren, verstehen sie den Begriff in der Regel falsch oder sie missbrauchen absichtlich die Mehrdeutigkeit des Begriffs Konsens. Ein wissenschaftlicher Konsens ist nicht unfehlbar, stellt aber dennoch das beste Wissen dar, das zu einem bestimmten wissenschaftlichen Thema zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügbar ist. Darüber hinaus schafft er die Grundlage für neue Erkenntnisse, indem er Anschlussfragen aufwirft, die die Wissenschaftler*innen erforschen können.

Ein wissenschaftlicher Konsens ist also keine kollektive Abstimmung, wie es in der Karikatur unten auf den ersten Blick aussieht! Es ist eher ein "Ja, aufgrund der Belege sind wir uns alle einig, dass der Mensch den Klimawandel verursacht". Der Konsens ist kein Beleg für die globale Erwärmung - er hat sich jedoch über mehr als 100 Jahren aus den Belegen entwickelt.

Cartoon - 97% der Klimawissenschaftler

Definition eines wissenschaftlichen Konsenses

Der Begriff "Konsens" bezeichnet im alltäglichen Sprachgebrauch in der Regel eine weit verbreitete Meinung, die nicht auf tatsächlichen Erkenntnissen oder Belegen beruhen muss. Im Gegensatz dazu muss ein "wissenschaftlicher Konsens" auf Belegen beruhen. Die Konvergenz vorhandener Beweislinien sind dafür die Voraussetzung und genau das, worin sich ein wissensbasierter wissenschaftlicher Konsens von einer einfachen Übereinkunft unterscheidet. Um John Reisman zu zitieren: "Wissenschaft ist keine Demokratie. Sie ist eine Diktatur. Belege sind es, die das Sagen haben." Aus diesem Grund sind ein paar abweichende Meinungen am Rande der Gesellschaft nicht wirklich von Bedeutung, es sei denn, sie können Belege von vergleichbarem Gewicht vorlegen, die die vorhandenen Daten und Beobachtungen besser erklären. Letztlich zählt nur das Gewicht der Belege.

Sie brauchen eine Konvergenz vieler unabhängiger, qualitativ hochwertiger Beweislinien, die die große Mehrheit der aktiven - d.h. publizierenden - Wissenschaftler*innen in einem bestimmten Bereich zu den gleichen oder sich ergänzenden Schlussfolgerungen führt, bevor Sie von einem wissenschaftlichen Konsens sprechen können. In Anbetracht des streitfreudigen Charakters der Wissenschaft ist es höchst unwahrscheinlich, dass ein Wissenschaftler sich zum Ziel setzt, Teil eines Konsenses zu werden. Viele werden jedoch erkennen, dass ihre Forschungsergebnisse sie dazu gebracht haben, zu einem Teil des Puzzles zu werden, das den Gesamtkonsens ausmacht. Das Erreichen eines wissenschaftlichen Konsenses ist nicht einfach, variiert von Fachgebiet zu Fachgebiet und kann durchaus einer "langen, kurvenreichen Straße" ähneln, mit ziemlich vielen Sackgassen und Umwegen, auf die man unterwegs stößt.

Eine 100%ige Einigkeit unter Forschenden in einem bestimmten Bereich ist weder wahrscheinlich noch eine Voraussetzung für einen wissenschaftlichen Konsens, solange es eine Übereinstimmung der Belege gibt, die eine bestimmte Schlussfolgerung untermauern. Ausreißer innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft sind daher ganz normal und haben in der Regel nichts Verwerfliches an sich.

Wissensbasierter Konsens

Die folgende Abbildung veranschaulicht die Kriterien für einen wissensbasierten Konsens. In den folgenden Abschnitten werden wir uns jedes dieser Kriterien genauer ansehen.

KBC

Konsilienz der Belege

Konsilienz bedeutet, dass es viele voneinander unabhängige, aber übereinstimmende Belege gibt, die alle auf dieselbe Schlussfolgerung hindeuten. Ein wissenschaftlicher Konsens sollte daher auf verschiedenen Beweislinien beruhen, die unabhängig voneinander zu derselben Schlussfolgerung oder einer Reihe von Schlussfolgerungen konvergieren (Miller 2013). Es ist nicht notwendig, dass die Wissenschaftler*innen und ihre Ergebnisse in jedem kleinen Detail übereinstimmen. Es ist in Ordnung, wenn die Daten innerhalb einer Reihe von Fehlerbereichen konvergieren, da es ausreicht, wenn alle Beweislinien auf die gleiche allgemeine Schlussfolgerung hinauslaufen. Idealerweise tragen Beiträge aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen zu einem breiteren Verständnis oder einer Kette von Schlussfolgerungen bei.

Nimmt man den wissenschaftlichen Konsens in der Klimawissenschaft als Beispiel, so wird deutlich, dass die Belege und Erkenntnisse aus vielen verschiedenen Bereichen stammen, wie Meteorologie, Geologie, Geophysik, Geochemie, Atmosphärenphysik, Atmosphärenchemie und Planetologie, um nur einige offensichtliche Bereiche zu nennen. Verschiedene Fachgebiete sind beteiligt, was dazu führt, dass Wissenschaftler unterschiedliche Aspekte des Themas untersuchen, aber dennoch zu Ergebnissen kommen, die mit der Schlussfolgerung übereinstimmen, dass der aktuelle Erwärmungstrend weitgehend auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen ist (Oreskes 2004, Doran & Zimmerman 2009, Cook et al. 2016).

Ein Puzzle zusammensetzen

Stellen Sie sich vor, ein Freund räumt seine alten Spiele aus und gibt Ihnen einen großen Haufen Puzzleteile. Er war beim Aufräumen in Eile und hat die Teile einfach in einen alten Schuhkarton geworfen. Sie wissen nicht, wie das Puzzle aussehen wird oder ob die Teile wirklich alle von demselben Puzzle stammen. Vielleicht sehen die Teile alle so aus, als würden sie etwas Ähnliches zeigen, aber sie passen nicht wirklich zusammen. Oder vielleicht passen die Puzzleteile zwar irgendwie zusammen, sehen aber so aus, als müssten sie aus ganz unterschiedlichen Bildern stammen. Wenn die Teile des Puzzles zusammenpassen und ein Bild ergeben, das Sinn ergibt, können Sie sicher sein, dass Sie auf der richtigen Spur sind.

Wissenschaft ist darauf angewiesen, dass die Belege zusammenpassen und die gleiche Geschichte erzählen. Wenn wir uns die Durchschnittstemperatur der Erde ansehen, sehen wir eine Reihe von verschiedenen Belegen, die auf dieselbe Schlussfolgerung hindeuten. Thermometer auf dem Boden, auf Schiffen im Ozean und auf Ballons in der Luft zeigen alle einen Temperaturanstieg an. Die Gletscher auf der ganzen Welt schmelzen. Der Meeresspiegel steigt. Die Luftfeuchtigkeit nimmt zu. All diese Dinge sagen uns, dass die Welt heißer wird. Die Puzzleteile passen zusammen und das Bild ist klar.

Warming Indicators

Soziale Kalibrierung

Belege sind ein wichtiger Teil dessen, was Wissenschaft erfolgreich macht. Und das bedeutet, dass wir sicherstellen müssen, dass wir alle die gleichen Qualitätsstandards für Belege verwenden und die gleiche Sprache sprechen, zumindest im übertragenen Sinne. Wir nennen dies soziale Kalibrierung. Es mag offensichtlich klingen, aber die Menschen müssen sich über die Konzepte, über die sie diskutieren, einig sein, bevor sie zu einer sinnvollen Schlussfolgerung kommen können.

Experten verpflichten sich, die gleichen hohen Qualitätsstandards für Nachweise anzuwenden, für die es gute Begründungen gibt (Miller 2013). Sorgfältig gesammelte und reproduzierbare Daten sind der Schlüssel zur Wissenschaft, aber sie müssen von Wissenschaftlern interpretiert werden. Das Kriterium der sozialen Kalibrierung hat damit zu tun, was die wissenschaftliche Gemeinschaft als Ganzes als Beleg akzeptiert, wie sie entscheidet, was relevant und signifikant ist, und wie einzelne Wissenschaftler ihre Kollegen davon überzeugen, dass sie richtig liegen.

Um die Frage beantworten zu können, ob sich der Planet erwärmt, muss es eine Einigkeit über einige grundlegende Konzepte geben. Es mag albern klingen, aber es gibt Klimaleugner, die bestreiten, dass es überhaupt so etwas wie eine globale Temperatur gibt. Aber natürlich können wir Temperaturmessungen auf dem gesamten Planeten vornehmen, um eine globale Durchschnittstemperatur zu ermitteln.

Wir müssen uns auch darauf einigen, was als gültige Antwort auf eine Frage gilt. Jemand könnte glauben, die Antwort sei ihm in einem Traum offenbart worden. Jemand anderes behauptet vielleicht, die Antwort in einer alten Prophezeiung gefunden zu haben. Aber wenn es um wissenschaftliche Fragen geht, ist es wichtig, dass wir uns auf die strengen Standards der wissenschaftlichen Forschung verlassen. Mehr darüber, wie Wissenschaft funktioniert, erfahren Sie in diesem Artikel von Melanie Trecek-King.

Soziale Vielfalt

Aber Konsilienz der Belege und soziale Kalibrierung könnten auch noch nicht ausreichen. Um wirklich sicher zu sein, dass der Konsens richtig ist, hilft es auch, wenn viele verschiedene Gruppen mit unterschiedlichem Hintergrund zustimmen. Mit anderen Worten: Wir wollen auch die soziale Vielfalt sehen. Dieses Kriterium stellt sicher, dass ein wissenschaftlicher Konsens nicht das Ergebnis von Gruppendenken, Politik, finanziellen Anreizen, ideologischen Motiven oder gemeinsamen kulturellen Werten ist.

Um zu verstehen, warum das so ist, hilft ein Blick auf die Fälle, in denen ein Mangel an sozialer Vielfalt zu falschen Schlussfolgerungen führen kann.

Einer davon ist schlicht und ergreifend Pech. Es ist immer möglich, auf ein "Ja" zu schließen, wenn die richtige Antwort "Nein" lautet - oder umgekehrt. Es könnte sich um einen statistischen Zufall handeln. Oder kontaminierte Materialien. Oder sogar etwas, das vom Standort der Gruppe abhängt, die das Experiment durchführt. Viele verschiedene Gruppen mit unterschiedlichem Hintergrund können viel dazu beitragen, solche Probleme auszuschließen.

Eine andere Möglichkeit, wie ein Mangel an Vielfalt zu einer Einigung führen kann, die sich als falsch herausstellt, ist das Gruppendenken. Gruppen mit einer geringen Mitgliederzahl oder sehr homogone Gruppen neigen dazu, Meinungsverschiedenheiten zu minimieren und Konformität zu fördern. Der Wunsch nach Harmonie innerhalb der Gruppe kann dazu führen, dass Menschen ihre Vorbehalte ignorieren und eine Einigung nur um der Einigung willen erzielen, anstatt die Belege abzuwägen. Eine große, heterogene Gruppe neigt weniger zum Gruppendenken, da von Anfang an Unterschiede innerhalb der Gruppe bestehen.

Kulturelle Verzerrung ist eine weitere Ursache dafür, dass ein Mangel an Vielfalt zu falschen Schlussfolgerungen führen kann. Wissenschaftler sind Produkte ihrer Kulturen, und verschiedene Kulturen haben unterschiedliche Vorstellungen davon, wie die Welt sein sollte. Das Einbeziehen wissenschaftlicher Standpunkte aus so vielen verschiedenen Kulturen wie möglich trägt dazu bei, dass eine Einigung nicht das Ergebnis von Werten, sondern von Belegen ist. Über 80 nationale Wissenschaftsakademien in aller Welt sind sich einig, dass der Mensch die globale Erwärmung verursacht. Keine widerspricht.

Denial101x - 80 Academies

Aus Denial101x - National Academies of Science

Ein breiter, auf sozialer Vielfalt beruhender Konsens schützt auch vor Selbsttäuschung und offenem Betrug. Wenn diejenigen, die kein Interesse an einem bestimmten Ergebnis haben oder die von einem Ergebnis eher verlieren als profitieren, zur gleichen Schlussfolgerung kommen wie diejenigen, die davon profitieren könnten, stärkt dies unser Vertrauen, dass die Schlussfolgerung richtig ist.

Der Konsens über den menschengemachten Klimawandel beruht eindeutig auf sozialer Vielfalt.

Zusammenfassung

Wenn die Teile des Puzzles zusammenpassen und ein gemeinsames Bild ergeben, besteht eine Konsilienz der Belege. Wenn alle dieselben wissenschaftlichen Qualitätsstandards und dieselbe Sprache  verwenden, sprechen wir von sozialer Kalibrierung. Wenn die Übereinstimmung über viele verschiedene soziale Gruppen mit unterschiedlichem Hintergrund weit verbreitet ist, liegt soziale Vielfalt vor.

Wenn alle drei Aspekte erfüllt sind, haben wir einen wissensbasierten Konsens. Und wir können sicher sein, dass er richtig ist. Und genau das ist es, was wir haben, wenn es um den wissenschaftlichen Konsens über die vom Menschen verursachte globale Erwärmung geht.


Quellen und Literaturhinweise

Videolektion über den Konsens aus Denial101x

Consensus of evidence - https://youtu.be/5LvaGAEwxYs
Consensus of scientists - https://youtu.be/WAqR9mLJrcE
Consensus of papers - https://youtu.be/LdLgSirToJM
Knowledge based consensus - https://youtu.be/HUOMbK1x7MI

Publikationen

Das Handbuch zum Klimakonsens

Consensus of Evidence

Consensus of Scientists

Consensus of Papers

Knowledge based consensus

Hinweise: Für einen ausführlicheren Artikel über den wissenschaftlichen Konsens empfehlen wir Scientific Consensus isn’t a “Part” of the Scientific Method: it’s a Consequence of it, veröffentlicht auf dem Blog von Credible Hulk am 9. August 2017.

Damit dieser Artikel auch z. B. von YouTube-Kommentaren aus einfach geteilt werden kann, gibt es eine Audio-Version als YouTube Video: https://youtu.be/yNHjH90lPhA.

Deutsche Übersetzung erstellt mit deepl.com und hilfreichem Feedback von Silke Schäfer und Timo Lubitz.

Translation by BaerbelW. View original English version.



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